LiSSi Kultur macht Station vorm Elm


2. Fahrrad-Kul-Tour führt nach Räbke

Gut 20 Kilometer radelten 12 Personen am Nachmittag des 21. September aus der benachbarten Samtgemeinde Sickte im Landkreis Wolfenbüttel über den aus Kreuzworträtseln bekannten Höhenzug bei Braunschweig. Ihr Ziel war die Wassermühle Liesebach (ML) im 7-Mühlen-Dorf-Räbke an der Schunter.

Das im bundesweiten Dorfwettbewerb mit Silber ausgezeichnete Dorf präsentierte sich mit sonnigem Wetter bei blauem Himmel und empfing die E-Biker mit einer leicht vorweggenommenen goldenen Herbststimmung gegen 15:00 Uhr.

Roswitha Röhr und Margit Lünse aus der Logistik-Abteilung des Fördervereins ver antworteten Kaffee und Torten aus Eigenproduktion für die am Galerie Kulturhaus Dettum gestarteten Gäste.

Radler Rainer Glienke klärte im Einzelgespräch am Kaffeetisch über LiSSi Kultur auf, beschrieb die Idee, die dahintersteckt und berichtete über generationenübergreifendes Leben in der Samtgemeinde Sickte.

Logistik aus eigener Hand und Kopfkino von der Wand

Es folgte eine bildreiche Beamer-Tour, mit der Chance zum eigenen Kopfkino über die Mühle Liesebach, deren Besitzverhältnisse über die Jahre mit geschichtlichen Zusammenhängen und dem Standard der jeweiligen Mühlentechnik über die Jahrhunderte seit 1236.

Eine hervorzuhebende Rolle spielt dabei die Zeitspanne ab 2008, in dem die im vergangenen Jahr verstorbene Eignerin der Mühle, Hermine Liesebach, dem jetzigen Fördervereinsvorsitzenden Klaus Röhr, zunächst den Auftrag zur Erneuerung des abgängigen Wasserrades gab. „Herr Röhr, wir machen das Wasserrad neu!“ So ihre klare Ansage. Und was sich dann nach Gründung des Fördervereins an Aktivitäten, Projekten, Veranstaltungen und Finanzmitteleinsatz bis in das Jahr 2022 abspielte, nahmen die Anwesenden beeindruckt zur Kenntnis. Immerhin ist die ML die einzige leerlauffähige Wassermühle entlang des gesamten Schunterlaufs von gut 50 Kilometern Länge.

Ralf Lünse und Dietmar Hoffmann vom Team Spezielle Operationen (TSO) der Mühle, das sich jeden Mittwoch um 09:00 Uhr trifft, ergänzten die Präsentation von Christian Lubkowitz mit Ingenieurs- und Praxiswissen, speziell während der sich anschließenden Führung über die 3 Mühlengeschosse mit den eng aneinander eingefügten müllereitechnischen Systemen.

Papiermüllerei aus und mit Lumpen

Das technische Interesse war groß und machte auch vor dem Funktionsprinzip einer Reibradkupplung nicht halt. Das so genannte deutsche Stampfgeschirr auf dem Lagerboden lieferte den passenden Anlass auf Nachfrage aus der Gruppe, über die Papierherstellung aus Lumpen in Räbke mit den zeitlichen Zusammenhängen seit Eröffnung der Helmstedter Universität im Jahr 1576 zu diskutieren. 3 Räbker Papiermühlen versorgten die Professoren und die Verwaltung des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel mit dem kostbaren Gut.

Schließlich durfte auch ein kleiner Ausblick in die Dorfentwicklung nach dem großen Erfolg im Dorfwettbewerb 2019 nicht fehlen. Dieser machte deutlich, wie Beteiligungswünsche der Bürger aus Angst vor Machtverlust durch gewählte Repräsentanten in der Kommunalpolitik häufig blockiert werden.

Aus dem Mühlenhof über die Brücke und durch den Elm zurück nach Dettum

Der überragenden Bedeutung der „weißen Kunst“ im Mühlendorf wird als neuestes Projekt ein Extraraum – Arbeitstitel: Räbker Papierhölle – konzipiert und vorbereitet, der genau diese Papiermüllerei aus Lumpen präsentieren und veranschaulichen wird. Der notwendige Außenbau mit Holz hat gerade begonnen.

Gut gegen 17:00 Uhr wurde nach dem obligatorischen Eintrag ins Gästebuch und dem Gruppenfoto zur Abfahrt geblasen, und die E-Bikes traten samt zugehörigem Personal die Rückfahrt in den Nachbarkreis Wolfenbüttel an.

Netzwerk und noch einmal Netzwerk

PS und ein Ausflug in das Netzwerken von Personen als einer bedeutenden Disziplin im 21. Jahrhundert: DaDaLaMa-Bandleader und Radfahrer Rainer Glienke und Bassist und Radfahrer Frank Baron haben mit ihrer Truppe am 30.04.2022 in der Mühle Liesebach zu einem Benefiz-Konzert für ukrainische Geflüchtete im Dorf aufgespielt. Nicht nur etwa 2.500 Euro konnten weitergereicht werden, sondern es entstanden vertrauensvolle Kontakte über den Elm hinweg. Fast noch wichtiger für die Zukunft. Der Förderverein war und ist sehr dankbar. So entstanden dieser Besuch und die Begegnungen untereinander.

CL/09-22