Die Mühle Liesebach ist nun auch eine „Moulin“

Erstmals war eine französische Gruppe zu Gast

Fast hätte der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer, in seiner Amtszeit die Gründung des Partnerschaftskomitees Salzdahlum-Briouze im Jahr 1965 noch als Regierungschef erlebt. So lange besteht bereits die freundschaftliche Verbindung zwischen Salzdahlum/Wolfenbüttel und der französischen Kommune Briouze in der Normandie, 60 Kilometer von Caen und gut 1.000 km von Räbke entfernt.

Entstanden ist die Verbindung auf Initiative zweier Sportvereine, präsentiert durch Gerhard Hoppe und Claude Roussel, die damals als Jugendleiter in den Vereinen MTV Salzdahlum und OSC Briouze tätig waren. Und Claude war auch in diesem Jahr wieder mit von der Partie.

An den Austauschprogrammen, die jährlich über fünfzig Personen im Alter von zehn bis achtzig Jahren aus der Normandie und aus Wolfenbüttel wechselseitig zusammen bringen, beteiligen sich inzwischen alle gesellschaftlichen Gruppen aus den beiden Gemeinden. Ausflüge in die Region, Tagesbesuche großer Städte stehen genauso auf dem Programm wie aktuelle politische und gesellschaftliche Fragen. Seit dem Jahr 2000 organisiert das Partnerschaftskomitee Salzdahlum-Briouze den Austausch, in dem alle Teilnehmer immer privat untergebracht werden.

Briouze war bis Ende 2016 selbstständig. Im Rahmen der Gemeindereform wurde Briouze mit seinen 1.700 Einwohnern 2017 Ortsteil der mit 55.000 Einwohnern großen Stadt Flers Agglo.

Das Netzwerk der Braunschweiger Mühlen

Das Braunschweiger Land ist bekanntlich seit Jahrhunderten Mühlenland. Man kennt sich untereinander, ob als Getreidemühle, als Ölmühle, als Papiermühle konzipiert; durch den Wind angetrieben, durch Wasserkraft oder durch Pferde. So kam über den Kontakt von Salzdahlum nach Hornburg die Liaison in das 7-Mühlen-Dorf Räbke zustande, und der Förderverein trat als Repräsentant an der Niedersächsischen Mühlenstraße und dem Braunschweiger Jakobsweg in Aktion.

Sehr gern haben wir am Sonntag, 30. Oktober, die bunt gemixte deutsch-französische Gruppe in unserer Moulin (=Mühle) empfangen. Unter Leitung von Hans-Jürgen Sievers und seiner Frau Ilse traf sie pünktlich um 11:00 Uhr auf dem Mühlenhof ein.

Gesa Röhr (2.v.l.) erläutert auf dem Walzenboden den Gang des Getreides durch die unterschiedlichen Systeme bis zum Endprodukt Mehl

Das Programm des Besuches hatte der Räbker Förderverein vorbereitet und Gesa Röhr, selber drei Semester in Frankreich studiert und die Sprache eingeübt, übernahm bei strahlendem Sonnenschein gemeinsam mit Christian Lubkowitz die Führung in der Sprache der Gäste. Sie schritten sprachlich zur Tat – nur so mit zu übersetzenden technischen Fachausdrücken gespickt. Wie hieß doch noch „Deutsches Stampfgeschirr“ auf Französisch?

Auch der Radschuppen direkt am Braunschweiger Jakobsweg durfte im Programm nicht fehlen

Über die Stationen Hof, Wasserrad/Radschuppen und die drei Mühlengeschosse im Gebäude traf man sich im Veranstaltungsraum zum Kaffeetrinken mit gemütlichem Plauderwelsch in deutsch-französisch wieder. Ehe es in Richtung Königslutter für die Gruppe zum Mittagessen weiter ging – nämlich zur nächsten Mühle, der Herrenmühle (Il Mulino) – wurde noch das Spezialfedervieh im privaten Teil des Vierseithofes in Augenschein genommen sowie die größere Mauerwerk-Reparaturstelle im Westteil des Torgebäudes.

Der besondere Dank geht an Gesa, die auf den Punkt vorbereitet war und den weiteren Beteiligten das Leben sehr einfach gemacht hat.

Nachbemerkung: Es besteht noch eine andere „papierne“ Verbindung von Räbke zu Salzdahlum, die nicht so bekannt ist. Joachim Lehrmann, Lehrte, hat es in der Überschrift seines Buches, erschienen am 1. Oktober 1994 so formuliert: „Herausragende Standorte der Buch- und Papiergeschichte in Niedersachsen. Die Frühgeschichte des Buchhandels in der alten Universitätsstadt Helmstedt sowie die Geschichte der einst bedeutenden Papiermühlen zu Räbke am Elm und Salzdahlum.“

Das Buch beschreibt eine für Niedersachsen einzigartige Buch- und Papiergeschichte, die im Zusammenhang mit der einst bedeutenden ehemaligen Helmstedter Universität blühte. Schwerpunkte liegen auf dem dortigen Meister des Holzschnitts Jacob Lucius, der schon mit Lucas Cranach d.J. zusammengearbeitet hatte und zudem das Klischeewesen revolutionierte und seinen zahlreichen Exponaten sowie den Helmstedter Gelehrten selbst. Ebenso aber in dem im Zusammenhang mit der Universität gegründeten völlig unbekannten aber über Jahrhunderte wichtigsten Standort der Papierfabrikation für Niedersachsen, Räbke.

Et pour ceux pas seulement de Briouze qui s’interessent plus aux moulins à eau à Räbke ou de la région ici un texte en francais:

https://photos.app.goo.gl/DWGmiJLbZKY6pazy8

CL/10-22