Großer Andrang in der Wassermühle Liesebach
Wenn über 2.000 Menschen den Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag nutzen, um in die Arme Reihe 67 nach Räbke zu gelangen, dann haben die Organisatoren wohl ein Glückslos gezogen und wenig falsch gemacht.
Das Wetter spielte mit, das Interesse an der 1236 in Betrieb genommenen Wassermühle und an dem umfangreichen Begleitprogramm war riesig. Der Gedanke vieler Beteiligter, gerade einer Pandemie hoffentlich entsprungen zu sein, schwang natürlich beträchtlich im Hintergrund mit. Man sah es förmlich den vielen Gesichtern – ob jung, alt, groß oder klein – an, das Zusammenleben und Zusammentreffen mit anderen sprühte einen ganz besonderen freudigen Charme aus und begleitete die Veranstaltung wie ein gutes Omen.
Mit Pfarrer Tobias Crins und einer Mühlenandacht zum Geburtstag der Kirche startete der Tag verheißungsvoll in die erste Runde. Anderen etwas zutrauen, nicht alles allein managen wollen, die innere Orientierung zur Aufgabenerfüllung finden, sich daraus Kraft holen und letztendlich Erfolge auch feiern und genießen, sind seiner Ansicht nach Fixpunkte zu einem erfüllten Leben in Gemeinschaft. Die Erfüllung dieser Ideen folgte nach der Andacht.
Wie in den Vorjahren – das letzte Mal an Pfingsten 2019 – begnügte sich der Förderverein der Mühle Liesebach mit seinen ungefähr 60 ehrenamtlich im Einsatz befindlichen Unterstützern und Unterstützerinnen nicht damit, auf den drei Geschossebenen der Mühle und im Innenhof über Gruppenführungen die Mühlentechnik zu präsentieren, sondern zusätzlich zeigten die klassischen Handwerker-Berufe aus der Region wie Schmied, Steinmetz, Dachdecker und Zimmermann ihre Arbeit im Gespräch mit den Gästen und speziell mit den Kindern.
Und ergänzend gab es neben der Bratwurst, dem Landbrot und dem Backschinken und einer breiten Getränkeauswahl allerlei Kunstgewerbliches vom Holz bis zur Landschaftsfotografie zu erstehen. Natürlich wurde als jahrelang eingeübtes Standardprogramm wieder Rapsöl gepresst und Mehl verkauft sowie Kutschfahrten in die nähere Umgebung des Veranstaltungsortes angeboten. Nicht nur die Kinder hat es erfreut.
Besonders beliebt ist wie in all den Jahren das leckere Kuchenbuffet. 51 Torten und Blechkuchen wurden von Räbker und auswärtigen Mühlenfreundinnen und -freunden gebacken. Am Ende das Tages blieben nur wenige Krümel übrig.
Erstmals unter den Mitarbeitenden des Regieteams dabei waren vier geflüchtete Menschen aus der Ukraine, die kräftig mit anpackten. Die Übersetzungs-App im Smartphone hatte Hochkonjunktur. Svitlana, Alona, Maryna und Andrii waren in den ersten Wochen ihrer Flucht bei den Besitzerinnen des Mühlenhauses untergebracht und hatten nun Spaß daran mitzuhelfen. Mittlerweile wohnen sie in Helmstedt und nicht mehr im 7-Mühlen-Dorf.
Die Mühle Liesebach, die während der letzten Jahre technisch in einen leerlauffähigen Zustand versetzt wurde, war die einzige Wassermühle im Landkreis Helmstedt, die am Mühlentag teilgenommen hat. Die Mühle hat sich seit 2008 von einem zunächst rein technisch betrachtetem Objekt zu einer Stätte der Begegnung von Menschen der Region mit kulturellen Veranstaltungen jeglicher Art entwickelt. Sie ist mit ihrem hohen ehrenamtlichen Engagement anerkannter Weise der Leuchtturm im 7-Mühlen-Dorf Räbke.
Ein großer Dank an alle Mitwirkerinnen und Mitwirker, denn ohne deren großartigen Einsatzes wäre ein solcher Tag nicht durchführbar.
CL 2022-06-10