Wenn jemand authentisch in der niedersächsischen Politik lebt und nicht nur so auftritt, dann ist das der Ministerpräsident des Landes, Stephan Weil. Der kann nicht nur „Markus Lanz“, wie am Abend des 24. August im Fernsehen, sondern auch Räbke und Ehrenamt.
Der Förderverein Mühle Liesebach e. V. (ML) hatte ihn am 19. August zu Gast. Die einheimischen Medien berichteten zeitnah über den Besuch im 7-Mühlen-Dorf.
Vermittelt und in Räbke und Warberg dazu eingeladen hatte Jörn Domeier (MdL), der als SPD-Kandidat Nachfolger von Matthias Lorenz als Samtgemeindebürgermeister Nord-Elm werden möchte. Das war sein gutes Recht, denn bereits Einzelbewerber Guido Ruhe hatte die ML vorher als Austragungsort für einen öffentlichen Bauernmarkt genutzt. Und auch der parteilose, von der CDU unterstützte Kandidat Andreas Kühne war zu Gesprächen in der Mühle und später dann auf dem Hof Denecke zu einem CDU-Grillfest.
In Räbke trifft sich die große Politik; sagen wir besser in der Mühle, denn dort wird sehr zielorientiert und ehrenamtlich professionell ohne spezielle Unterstützung der Gemeinde neutral und parteiunabhängig für das Gemeinwesen gearbeitet. Anpacken und Machermentalität sind angesagt; schöne Worte dagegen gehören in die Medien mit Bild und Ton.
Ministerpräsident Stephan Weil traf pünktlich um 12:15 Uhr mit seinem Tross ein. Er wollte einen Einblick in die Ehrenamtsarbeit am konkreten Beispiel erhalten. Und diesen bekam er auch.
Nach einem Schnelldurchgang mit den Stationen Mühlenrad, Getrieberaum und weiterer Mahl- und Reinigungstechnik im Mühlengebäude ging es an Stehtischen an frischer Luft im Mühlenhof mit und ohne Häppchen weiter. Margit Lünse und Roswitha Röhr hatten von Anfang bis Ende für liebevoll zubereitete Fingerfood gesorgt, von der bezeichnenderweise nicht so viel übrig blieb.
Natürlich stand das vielgerühmte Ehrenamtsteam – die Mittwochsgruppe – im Zentrum des lockeren Meinungsaustausches. Der Ministerpräsident (MP) zeigte sich gut vorinformiert und vorbereitet auf den Verein, die handelnden Personen und auf ein Dorf, das er eingangs als sehr schön bezeichnete. Woran das denn liege, war seine erste Frage beim Betreten der Hofanlage. Und schon war der Informationsaustausch bei der Freiwilligkeit der Bürger und Bürgerinnen gelandet und eben nicht bei den offiziellen Instanzen, die – milde ausgedrückt – häufig eher Zurückhaltung an den Tag legen, wenn Bürger ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen.
Vorsitzender Klaus Röhr präsentierte die historische Einordnung der Mühle vom Mittelealter bis zur Neuzeit, besser der 7 Mühlen in die Dorfgeschichte, nicht ohne den Hinweis auf die herausragende Bedeutung der Papiermüllerei zu geben.
Swantje Jensen nahm im übertragenen Sinn den MP am Händchen und pflanzte mit ihm ein Geißblatt (rote Blüten) vor der neu gestrichenen Trennwand zur Pferdekoppel.
In der traditionellen Geschenkrunde des Mühlenvereins gab es selbst gepresstes Rapsöl aus der Elm-Börde-Region für den höchsten Repräsentanten des Landes und für die leer Ausgegangenen von der Wasserleitungsgenossenschaft abgefülltes Räbker Wasser.
Die gute Stunde war schnell um und pünktlich verließen die präsidialen Scharen den Mühlenhof in Richtung Warberg und Burg.
Das Schöne: Es ist Kommunalwahlkampf, und bei diesem Mühlen-Ereignis merkte niemand etwas davon. Sowohl Jörn Domeier (MdL) und Falko Mohrs (MdB) als „Amtsträger“ als auch Jan Fricke als Kandidat hielten sich wohltuend zurück und führten eher Background-Gespräche mit den Anwesenden mit ganz ruhiger, parteineutraler Hand. Offensichtlich ist mit den genannten Personen eine politische Generation herangereift, die zuhören kann und nicht darauf bedacht ist, eine Schau abzuziehen und dabei über Aufbruchsstimmung zu sinnieren. Diese Grundhaltung täte auch der Kommunalpolitik insgesamt sehr gut.
RL/08-27