DaDaLaMa spielt auf und in den Mehltüten raschelt es
Der ehemalige Müller- und Oberzahlmeister Richard Liesebach, verstorben im Jahr 1997, hätte bestimmt seine Freude am abendlichen Geschehen auf dem Mühlenhof und im Veranstaltungsraum gehabt. Das Walpurgis-Benefiz-Konzert mit der Band DaDaLaMa, welches am 30. April gut 150 Zuhörer und Zuhörerinnen aus nah und fern zum Förderverein in die Mühle Liesebach nach Räbke lockte, hat seine gewünschte Bestimmung erfüllt.
Über 2.000 Euro fanden den Weg in die Mühlen-Kasse, die vollständig an die 26 ukrainischen Geflüchteten, die in Räbke wohnen, weitergegeben wurden. Dabei handelte es sich sowohl um Spenden anlässlich des Veranstaltungsabends, als auch um Gewinnverzicht des Fördervereins bei den verkauften Getränken und Spezereien sowie um Geldbeiträge von Einzelpersonen und Firmen, die vor und nach dem Konzert dem heutigen Zahlmeister, Laurenz Aselmeier und dem Vorsitzenden Klaus Röhr, überreicht worden waren.
Bereits einen Tag später, am 1. Mai, überreichte der Kassenwart des Vereins 26 Mehltüten „Elmgold“ à 80 Euro Inhalt an die Geflüchteten in ihren Räbker Wohnbereichen. Die Freude war groß, der Zweck zweifellos erfüllt.
So erhielten die in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts produzierten Papiertüten für Bäcker und Einzelhandel noch eine besondere Bedeutung und im wahrsten Sinn des Wortes einen sehr speziellen Zeitwert. In einer Zeit, in der Menschen beginnen Lebensmittel, auch Mehl, zu horten.
Den größten Anteil an den raschelnden „Scheinen“ hatte standesgemäß DaDaLaMa mit Frontmann und Liedermacher Rainer Glienke aus Evessen an der Spitze.
Aus zwei Gründen: Benefiz heißt in der Regel Verzicht auf Gage. So war es ohnehin. Dazu kam noch das Einsparen der GEMA-Gebühren, da die vierköpfige Band (Rainer Glienke-Gitarre, Mundharmonika und Gesang, Torsten Zink-Schlagzeug, Jo Müller-Keyboard, Frank Baron-Bass und Gesang) nur selber kreierte Musik mit eigenen deutschen Texten spielte. Ein Novum in der Räbker Kulturszene!
Die Musiker von DaDaLaMa verarbeiten Pop, Rock, Soul, Funk, Reggae, Folk und Psychedelia zu einer bunten Mischung von eigenen Songs mit deutschen Texten, eingängigen Melodien auf hohem Niveau und mit eigenständigem Bandsound.
Geprägt wird der Sound von der eigenwilligen und stets variierenden Stimme von Liedermacher Rainer Glienke, der seine eigenen Texte in kurzen Einführungen „in das Leben stellte“.
Das kam an, und nach gut zwei Stunden Mitgehens des Publikums und zwei Zugaben ging es für die Band über den Elm zurück in Richtung Wolfenbüttel und Braunschweig. Eine Benefiz-Idee, die man für die Zukunft vervielfältigen könnte.
In der Spielpause begrüßte der Fördervereinsvorsitzende Staatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier aus dem Niedersächsischen Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung und seine Frau, Alt-Landrat Rolf Reinemann und Frau sowie Samtgemeindebürgermeister Andreas Kühne als Gäste.
Viel besser konnte der April nicht enden. Das Lächeln und die Freude der ukrainischen Gäste an diesem Abend bleiben im Gedächtnis, und für einige Augenblicke waren vielleicht für sie die Wirren der Flucht nach Deutschland und des Krieges in der Ukraine vergessen.
CL 2022-0504