Hermine und Richard Liesebach in den 1980ern im Flur des Mühlenwohnhauses
Am heutigen 17. Mai 2021 wäre Hermine Liesebach 100 Jahre alt geworden und fast hätte sie es auch geschafft, diesen außergewöhnlichen Geburtstag begehen zu können. Doch wenige Monate vor diesem Ehrentag endete ihr Lebensweg.
Mag es Zufall sein, dass ausgerechnet heute die Arbeiten an der Fassade auf der Hofseite der Mühle abgeschlossen wurden? Fast wie ein imaginäres Geburtstagsgeschenk für sie erstrahlt die Holzfassade des Wohn- und Getriebehauses in neuem Glanze. Ihr würde es gefallen haben, war sie es doch, die nach ihrem Einzug 1960 immer wieder Sanierungen und Erneuerungen am Gebäudekomplex vornehmen ließ, so dass die Grundsubstanz bis heute stimmt. Der Mühlenverein und das neue Miteigentümerkollektiv werden gemeinsam – so wie bei den Fassadenarbeiten – dafür Sorge tragen, das Anwesen zu erhalten. Und alle Beteiligten wissen, wie sehr das in ihrem Sinne wäre.
Hermine Liesebach hat sich mit ihrer Initiative, die Mühlentechnik wieder instand setzen zu lassen, um Räbke sehr verdient gemacht. Ob ihr die Tragweite dessen, die Bedeutung der Mühlenanlage für dieses kleine Dörfchen am Elmesrand bewusst war? Eines ist auf jeden Fall sicher: Weit über ihre Lebenszeit hinaus hat sie damit ein Zeichen gesetzt, das Menschen zusammenführt, verbindet – ob durch die Arbeiten zum Erhalt der Anlage oder bei diversen Feiern, Pilgereinkehrten und Mühlenführungen.
Klaus Röhr, der Vorsitzende des Mühlenvereins, hätte Hermine Liesebach heute an ihrem einhundertsten Geburtstag sicher gerne aus der Seniorenresidenz in Königslutter, seit 2013 bis zu ihrem Tode im Januar dieses Jahres ihr Zuhause, abgeholt und zur Mühlenanlage gefahren, damit sie die erneuerte Fassade hätte in Augenschein nehmen können. Doch ihr Lebensverlauf wollte es anders. Und so bleibt nur ein virtueller Geburtstagsgruß und ein Moment des Innehaltens und stillen Gedenkens.
LA, 17/05/21