Papier ist geduldig. Und die Kinder?

Auch!! Eine Antwort, die nichts an Deutlichkeit vermissen lässt, wenn man die Macher des Ferienprogramms der Samtgemeinde Nord-Elm in Räbke, nämlich Ursula Rosen, Gabriele Schröder, Ingeborg Rosen, Udo Sindermann und Christian Lubkowitz fragt. Nicht das erste Mal vertrat der Räbker Förderverein Mühle Liesebach das Dorf bei Aktivitäten der Samtgemeinde und hielt dabei das eigene Fähnchen in den Himmel.

20 Kinder wurden durch ihre Eltern in der Samtgemeindeverwaltung angemeldet, 14 erschienen im Alter von 6 bis 10 Jahren: Und damit genau die Anzahl, die man bei geplanter Organisation mit Lust und Freude „bewältigen“ kann. Durchaus positiv zu bewerten, dass die beiden Papiermacherinnen Ursula und Gabriele beim Start am Dienstag (8. August) pünktlich um 09:00 Uhr auch Kinder aus Helmstedt und Königslutter begrüßen konnten.

Abwechslungsreiche 4 Stationen
Die flugs aufgeklebten Namensschilder dienten der inneren Orientierung auf dem Mühlenhof, unter dem aufgebauten Wetterschutz und unter der Papiergalerie. Die Stimmung war während der letzten Ferientage ohnehin bei Kinderschar und Unterrichtenden kaum zu toppen, lief doch die „Stationsausbildung“ an 4 sehr flexibel gestalteten Orten ab. Den kurzen Herbstregenschauern wurde ohnehin mutig getrotzt.

Darf nie fehlen – Blumenwiesen am Mühlengraben
Die Suche nach dem Wassergeist

Udo Sindermann zog mit seiner Gruppe jeweilig von Stockwerk zu Stockwerk, erklärte Mechanik, Stofffluss und Getreidearten, ohne das Wasserrad inkl. Mühlengeist, der das Mühlenrad nicht immer freigibt, zu vergessen. Ein Blick von der neuen Holzbrücke über den Mühlengraben in Richtung Radschuppen und die davor liegende Blumenwiese der AG BLÜH – im Rahmen des Niedersächsischen Weges vom Seniorentalentpool angebaut und ausgezeichnet – gab den Weg zur nächsten Wassermühle flussabwärts, zur Mühle Jensen, frei.


Engel oder Bengel?

Papier und Basteln hatten schon immer einen besonderen Bezug zueinander, und Kinder profitieren davon seit Generationen. In diesem Jahr wurden außer dem schon bekannten Kartenmalen und –schreiben, Engel mit Heiligenschein und Segelboote produziert: Papier, Holz und allerlei Draht und Stecknadeln standen Pate. Ursula und Ingeborg Rosen waren als „Standpersonal“ gut beschäftigt mit gemeinsamem Bohren, Kleben und Suchen.

Die Büttenfrau war bei der diesjährigen Veranstaltung Gabriele Schröder, die eine eigene Systemkette „Schöpfung“ unter der Papiergalerie aufgebaut hatte. Auf das Kommando „Leinen in die Bütt“, ging nach dem Start die Papierschöpferei in die Vollen. Einmal gerührt oder geschüttelt reichte nicht. Ein beträchtliches Maß an Energie wurde schon benötigt, um alle Vorgänge beim Papierschöpfen konzentriert an das entstehend weiße oder weiß-blaue Produkt zu bringen. Ehe das fast trockene Material von der Wäscheleine zum Eigenverbrauch zur Freude der abholenden Eltern den Kindern mitgegeben werden konnte.

Mahlen und schöpfen oder umgekehrt
Der Schreiber dieser Zeilen hat sich auf den Ur-Beruf seines Vaters besonnen und die Dienstaufsicht über die Mahlvorgänge an der Reibschale und am Römer-Mahlstein übernommen. Mit zunehmender Umdrehungszahl und Schlagfrequenz der „Handmaschinen“ wurde das Kampfgeschrei der Kinder in der Lautstärke gedämpfter, sodass die eigene Ausbildung zum Junior-Müllerei-Technologen mehr Aufmerksamkeit erhielt. Festgehalten werden kann jedenfalls, dass jedes Kind sein eigenes Viertel Brötchen ermahlen hat und Fast-Mehl in Tütchen nach Hause mitnehmen konnte. Und zwar hoffentlich ohne körperliche Schädigungen.

Produktionskette Papier

Um gut 13:00 Uhr bliesen die Papiermacherinnen zum Abschied und die ersten Eltern konnten die Kreativität ihrer Sprösslinge in die Hand nehmen und wegtragen. Ein gutes Zeichen: kein Eigenprodukt wurde vergessen oder stehen gelassen.

Ein besonderes Dankeschön geht an die Papiermacherinnen, die nebenbei im Vorstand des Mühlenvereins Ämter (Kassenwartin, Protokollchefin) bekleiden. Und an Udo als Teil des SeniorenTalentPools, der gefühlt zu jeder Zeit in der Armen Reihe präsent ist und hilft und über den Dächern schwebt. Im Hintergrund packten Ralf und Dietmar bei Auf- und Abbau richtig zu.

Und noch eins. Ehe man Papier produzieren kann, muss man essen. Also Getreide mahlen, ehe man Papier schöpfen kann. Manchmal muss im Leben auf die „richtige“ Reihenfolge geachtet werden.

CL/08-23