Von Mercedes Benz zum Fenster


Von Janis Joplin zu City

Auf geht‘s

Ein bunter Spannungsbogen mit mächtiger Energie und direktem Antrieb zum Mitsingen durchzog die Wassermühle, als Sängerin Claudine Finke (Gitarre, Percussion) mit dem Mercedes Benz-Song ihre Mitstreiter Gerd Vibrans (Piano), Miko Mikulicz (Geige) und Elmar Vibrans (Bass, Orgel) a-capella auf die Bühne sang. In Windeseile war ab Minute 2 des Konzertes der Funke übergesprungen, und die 160 Gäste stimmten in den Refrain ein.

Oh Lord, won’t you buy me …!

Stimmung pur

Was dann gut 2 Stunden an Musikalität und abwechselndem Programm mit vorangestellten Erläuterungen folgte, elektrisierte die Anwesenden und ersetzte die Bewegungsenergie glatt, die Schunter und Mühlengraben seit Jahren nicht mehr zu bieten haben.

Die Mühle Liesebach und der unter ihr fließende Mühlengraben sind schon einiges an umwerfender Stimmung gewohnt. Gerade, weil es sich im ehemaligen Lagerraum und auf dem Mühlenhof gut und ausgelassen feiern lässt.

Allerdings war das, was sich am vergangenen Freitag (8. September) ab 19:30 Uhr im wahrsten Sinne des Wortes abspielte, gefühlt und in der praktischen Ausführung ein so noch nie da gewesenes Event in der Armen Reihe.

Aus 3 mach 4
Das Akustik-Trio TrioManie –verstärkt durch den Braunschweiger Jazzmusiker Elmar Vibrans – lief von der ersten Minute an zur Höchstform auf und heizte den Veranstaltungsraum neben den bereits vorhandenen Spätsommertemperaturen noch einmal um eine Oktave höher auf. Es war das 3. Konzert der Band in Räbke, und man merkte an der Besucherzahl und der lokalen Herkunft der Gäste, dass die Truppe sich überregional einen Namen gemacht hat. So verwunderte es nicht, dass 160 Menschen saßen, anstanden, mitklatschten und sich im Takt bewegten, um der eingängigen Musik den Weg ins Gemüt und zu toller eigener Stimmung zu verschaffen.

Am Fenster noch ohne City

Auch wenn 50 Personen unter einem Zeltdach oder an Stehtischen nur durch die großen geöffneten Fensterflügel an der Musik teilhaben konnten.

Von überall her aus der Dreier-Region

85 + allein im Veranstaltungsraum

Bevor es so richtig losging, begrüßte Vorsitzender Klaus Röhr persönlich alle Ankommenden auf dem Mühlenhof; darunter auch den Vorsitzenden des Galerie Kulturhauses Dettum und seine Partnerin und so manch einen oder eine, die über den Elm aus Evessen oder Sickte oder aus den Landkreisen Wolfenbüttel und Gifhorn gekommen waren. Jedenfalls entspann sich schnell eine fröhliche Netzwerk-Stimmung, wie es an einem von hochkarätig produzierter Musik beherrschten lauen Spätsommerabend nicht anders sein konnte.

Ohne Lumpen und ohne Pilger geht nichts mehr
Wer mehr als Musik wollte, konnte die Entwicklung in der Mühlentechnik und die praktischen Tätigkeiten der Mittwochsgruppe bestaunen und bei den Führenden Ralf Lünse und Dietmar Hoffman Antworten auf seine Fragen erhalten. Speziell auch zum fabrikneuen Thema der Papiererzeugung aus Lumpen in der Räbker Mühlengeschichte.

Als Ehrengast der besonderen Art begrüßte der Vorsitzende den Hildesheimer Reinhold Köster und seine Frau. In seinem Buch „Meine Pilgererlebnisse auf dem Braunschweiger Jakobsweg“ findet man eine spezielle Liebeserklärung an das Mühlendorf Räbke, seine Bewohner und die Mühle Liesebach (Ostfalia-Verlag; ISBN-Nr. 978-3-96226-037-8). In der Hildesheimer Zeitung konnte man u. a. in einer Buchbesprechung Folgendes dazu lesen: „Aber auch das Mühlendorf Räbke im Landkreis Helmstedt hat er als besonderes Erlebnis auf seinem Pilgerweg noch in bester Erinnerung. Ein Grund dafür dürfte die Einladung zu einer exklusiven Führung durch eine Wassermühle gewesen sein.“ Mehr HIER

Bekanntlich ist die Mühle Liesebach Pilgereinkehrstätte, und der Jakobsweg führt direkt am Mühlenrad vorbei, weiter in Richtung Lelm, Sunstedt und Königslutter/Kaiserdom.

Genuss pur und nur freudige Gesichter

Stehende Ovationen

Also es passte alles, und bei Wein, Bier und „Truppenverpflegung mit Wursteinschlag“ konnte man den Abend locker an sich vorbei ziehen lassen, einfach genießen und sich auf den nächsten Song freuen. Und die vom Vorsitzenden erwünschten raschelnden Spenden brachten gute 1.500 Euro in die Mühlenkasse. Die Papiergalerie bekommt Schritt für Schritt eine stärkere finanzielle Basis.

Emotional: Vater und Tochter

Emotionaler Höhepunkt am Ende des Auftritts war für viele Anwesende die Eigenkomposition der gebürtigen Kongolesin Claudine Finke, zu der sie ihren Vater als Mitsänger auf die Bühne holte.

Als die Geige von Miko Mikulicz „Am Fenster“ von City intonierte – inklusive gymnastischer Übungen am und mit dem Musikgerät – gab es ohnehin kein Halten mehr. Einfach großartig!

Claudine Finke leitete als Moderatorin mit viel Einfühlungsvermögen zu den Stücken über, gab als Beigabe einiges aus ihrem Leben preis und landete ganz zum Schluss bei Peter Maffay und dem kleinen Drachen Tabaluga, der nie erwachsen sein wollte. Fast eine Überschrift zu diesem gelungenen Abend. Und Gerd Vibrans, der sich als Bandleader immer im Hintergrund hält, bekommt hiermit ein besonderes Lob nicht nur für seine planerischen Aktivitäten.

7 ist die heilige Räbker Zahl. Wegen der Mühlen, Brücken, Hügel, Thie-Linden …Bis TrioManie diese Auftrittszahl erreicht haben wird, kann es noch Jährchen dauern. In der Zwischenzeit freuen sich alle darauf und auf das nächste Konzert.

CL/09-23